Geschichte

Das Museum Kitzbühel:
Eine alte Kitzbühler Institution ersteht neu

Kultur in der Sportstadt

Der Name „Kitzbühel“ steht heute für  Wintersport und Sommerfrische, Tennis, Golf, das Hahnenkammrennen und ähnliche sportlich-gesellschaftliche Großereignisse mit Prominenz und Adabeis. Der Ruf der mondänen Sportstadt lässt an Nachtclubs und Bars, exklusive Hotels oder schicke Boutiquen viel eher denken als an Kultur, Geschichte und entsprechende museale Einrichtungen. Dabei besteht der Charme der Stadt und ihrer Region neben der Landschaft gerade auch an ihrer langen kulturellen Tradition, die im Vergleich mit anderen Tourismus-Schauplätzen nahezu konkurrenzlos da steht. Kitzbühel kann auf eine über 700-jährige Stadt- und mehrtausendjährige Siedlungsgeschichte zurückblicken. Der Ausbau des Stadtkerns zu seinem heute so geschätzten Erscheinungsbild geht auf die Bergbaublüte in der frühen Neuzeit zurück. Bergbau und Barock verleihen der Stadt einen Glanz, von dem insbesondere auch die Tourismuswirtschaft profitiert. Und mittlerweile blickt in Kitzbühel selbst die vermeintlich junge „Epoche des Tourismus“ auf eine über 100jährige Geschichte  zurück.

Vom Heimatmuseum ...

Der schon relativ früh wirtschaftlich bedeutende Tourismus war und ist mit ein Faktor für die vergleichsweise gute Erhaltung des oft für mittelalterlichen gehaltenen, tatsächlich aber großteils neuzeitlichen Stadtkerns. Ein Verantwortungsbewusstsein für das „Stadl“ sowohl im Sinne des Stadtbildes als auch im Sinne der kulturellen und historischen Tradition des Gemeinwesens gesellt sich dazu. Markantes Beispiel für dieses Verantwortungsbewusstsein ist das Museum in der Hinterstadt, das mit Abstand älteste des Bezirks und wohl auch eines der ältesten tirolweit. Seine Entstehung verdankt es in erster Linie der Initiative engagierter Bürger.  Zu Beginn der 1930er Jahre war es zunächst Schlossermeister Hans Graswander, der seine hauptsächlich aus Grabkreuzen, Schlössern und Beschlägen bestehende Sammlung im leer stehenden ehemaligen Getreidekasten der Stadt präsentierte. Ab Sommer 1934 wurden Graswanders Sammlung, die urgeschichtlichen Sammlungen von Martin Ritzer und Johann Weidner, die Funde der von dem Wiener Prähistoriker Univ. Prof. Richard Pittioni unternommenen Ausgrabungen sowie Leihgaben und Geschenke zahlreicher Kitzbüheler als „Heimatmuseum Kitzbühel“ auf zwei Geschossen des Getreidekastens neu präsentiert.

Der Sammlerfleiß seiner Kustoden Egid Moser, Walter Moser und Martin Wörgötter führte zu einem ständigen Ansteigen der Exponate und mehrmaligen Umgruppierungen der Präsentation. Im Laufe der Jahre entstand so ein von moderner Systematik weitgehend unberührtes, organisch gewachsenes Ganzes, in dem Kurioses und Kostbares eindrucksvoll miteinander vermengt und die behandelten Themen entsprechend vielfältig waren. Die Exponate des Museums bezeugten und bezeugen nicht weniger als 3000 Jahre Kitzbüheler Geschichte – von der Zeit des spätbronzezeitlichen Bergbaus um 1000 vor Christus bis in die jüngste Vergangenheit des Wintersports und der „Megaevents“. Viele dieser Exponate sind von höchster Qualität, einzelne von ihnen, wie bspw. einige der Holzfunde aus der Bronzezeit, einzigartig. Ihre Jahrzehnte alte Präsentation im Museum konnte indessen zeitgemäßen didaktischen und konservatorischen Anforderungen immer weniger gerecht werden.

... zum Museum Kitzbühel

Mit dem Umzug des unmittelbar beim Museum im romanischen Südwestturm der Stadt untergebrachten Kitzbüheler Skiclubs ergab sich in den 1990er Jahren die Gelegenheit zur Renovierung und Erweiterung des mittlerweile aus allen Nähten platzenden Museums. Bis 1999 konnten die in ständiger Absprache mit dem Bundesdenkmalamt Innsbruck durchgeführten baulichen und konservatorischen, Maßnahmen weitgehend abgeschlossen werden.

Parallel zu den Baumaßnahmen wurde ein Konzept für die völlige Neugestaltung des Hauses erarbeitet und in den Folgejahren umgesetzt. Das am 19. Dezember 2002 eröffnete Museum Kitzbühel erzählt die Geschichte von Stadt und Region, ihre wirtschaftliche, politische und kulturelle Entwicklung neu.  Dem Besucher bietet sich ein Rundgang vom spätbronzezeitlichen Kupferbergbau über die Stadtwerdung, die Blütezeit des neuzeitlichen Bergbaus und der Barockkultur bis hin zur Sportgeschichte mit dem Kitzbüheler Skiwunderteam der 1950er Jahre. Alfons Walde ist eine eigene Galerie gewidmet. Die vom Einsatz moderner Medien gestaltete Präsentation der Wiener Architektin Univ. Prof. Elsa Prochazka unterstützt die spezifische Qualität der Sammlung und nimmt einfühlsam Bezug auf die historischen Räumlichkeiten des Museums. Ein eigener Raum für Sonderausstellungen und kleinere Veranstaltungen soll die Entwicklung des Hauses über die Museumsfunktion im engeren Sinn hinaus zu einem lebendigem „Kultur-Raum“, einem Zentrum des kulturellen Lebens Kitzbühels und seiner Umgebung, garantieren.

Zwischen 2018 und 2021 wurde das Museum nochmal erweitert, nämlich um das Haus Hinterstadt 34, das ehemalige Forstamt. Damit stehen sechs weitere Räume für Sonderausstellungen und ein Veranstaltungsraum zur Verfügung. Außerdem ist das gesamte Museum seit diesem letzten Umbau durch einen Lift barrierefrei zugänglich.