Benedikt Anton Aufschnaiter Dokumentationszentrum im Stadtarchiv Kitzbühel

Benedikt Anton Aufschnaiter Dokumentationszentrum

Der Barockkomponist Benedikt Anton Aufschnaiter (1665 – 1742) gehört zu den großen Söhnen der Stadt Kitzbühel. Nun gibt es zu dessen Leben und Werk ein Dokumentationszentrum im Stadtarchiv.

Benedikt Anton Aufschnaiter wurde 1665 in Kitzbühel geboren. Belegt ist seine Taufe am 21. Februar 1665 im Taufbuch der Pfarre St. Andreas zu Kitzbühel. Über seine Kindheit, Jugend und Ausbildung ist bislang wenig bekannt, doch scheint es wahrscheinlich, dass sich die Grafen Lamberg um die Ausbildung des musikalisch begabten Knaben bemühten – seit Kaiser Maximilian die Bergbaustadt verpfändet hatte, stand Kitzbühel unter der Herrschaft dieses Adelsgeschlechtes. Schon in jungen Jahren kam Aufschnaiter nach Wien, wo er einer Adelskapelle vorstand. Die kaiserliche Residenzstadt Wien war unter dem musikfanatischen, selbst komponierenden Kaiser Leopold I., der fast ein halbes Jahrhundert lang regierte, eine Metropole mit einem reichen, vielfältigen Musikleben.

Karriere in Passau

1705 wurde Aufschnaiter zum Domkapellmeister und Hofkomponisten des Fürstbischofs von Passau Johann Philipp Graf von Lamberg ernannt – als Nachfolger des berühmten Georg Muffat. Es darf angenommen werden, dass alte Verbindungen Aufschnaiters mit den Lambergs bei dieser ehrenvollen Berufung eine Rolle spielten. Aufschnaiter widmete sich in seiner Passauer Zeit in erster Linie der Komposition von Kirchenmusik für den Gebrauch im Dom und für die bedeutende geistliche Bruderschaft Mariä Himmelfahrt. Auf die Rüge seines Dienstherren, er liefere zu wenige neue Werke für den fürstbischöflichen Hof, reagierte Aufschnaiter in einem eindrücklichen Verteidigungsschreiben samt umfangreicher Auflistung seiner Leistungen, das Rückschlüsse auf den Charakter des selbstbewussten Tirolers zulässt.

Wie streitbar Aufschnaiter sein konnte, ist auch im Zerwürfnis mit seiner zweiten Frau erkennbar. Nach dem Tod seiner ersten Gattin Maria 1695 in Wien heiratete er 1698 Maria Barbara von Salla und wurde Vater eines Sohnes. Doch Maria Barbara trennte sich schon 1706 wieder von ihrem Mann und legte dem Passauer Fürstbischof in einem Schreiben 28 Punkte dar, warum sie mit Benedikt Anton Aufschnaiter nicht mehr zusammenleben könne.  Über Jahre versuchte sie Unterhaltszahlungen und das Sorgerecht für ihren Sohn Joseph Franz Anton zu bekommen – vergeblich. Die Trennung blieb aufrecht und Aufschnaiters Eheprobleme waren ein fortwährendes Skandalon.

Bedeutender Komponist des Hochbarock

Bis zu seinem Tod in Passau im Jahr 1742 war Benedikt Anton Aufschnaiter ein äußerst produktiver Komponist. Dabei zeichnen sich seine über 200 Kirchenwerke durch ein Festhalten am hochbarocken konzertierenden Stil und eine meisterliche Beherrschung kontrapunktischer Techniken aus. Die Instrumentalwerke, die er wohl überwiegend in Wien komponierte, sind Gipfelwerke der süddeutsch-österreichischen Tradition, die von Komponisten wie Johann Heinrich Schmelzer, Heinrich Ignaz Franz Biber und Georg Muffat geprägt wurde. Ein bekannter Barockgeiger und Ensembleleiter unserer Zeit nannte ihn den „katholischen Bach“: Benedikt Anton Aufschnaiter (1665–1742) war tatsächlich einer der universellsten und berühmtesten Komponisten des österreichischen Hochbarocks.

In der Fachwelt hoch geschätzt und von führenden Ensembles auf der ganzen Welt gespielt, darf Benedikt Anton Aufschnaiter getrost zu den großen Söhnen der Stadt Kitzbühel gezählt werden. In seiner Heimatstadt ist er allerdings immer noch zu wenig bekannt, und kaum einem Kitzbüheler ist die Gedenktafel an der Kirchenmauer gegenüber dem Vereinsheim bewusst. Mit der Einrichtung des AUFSCHNAITER-DOKUMENTATIONSZENTRUMS im Stadtarchiv Kitzbühel soll der Komponist nun stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung gebracht werden.

Kompetenzzentrum für Aufschnaiter

Zudem soll die Stadt Kitzbühel durch die Anlage einer Sammlung von Quellen und Dokumenten zu Aufschnaiters Leben und Werk zum internationalen Dreh- und Anlaufpunkt für alle werden, die sich wissenschaftlich, in der musikalischen Praxis oder aus anderen Beweggründen mit Aufschnaiter beschäftigen wollen. Das AUFSCHNAITER-DOKUMENTATIONSZENTRUM im Stadtarchiv Kitzbühel ist Teil eines langfristig angelegten Projektes, das von der Stadt Kitzbühel getragen und von der Musiksammlung des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum in Innsbruck als Kompetenzzentrum für die Regionalmusikforschung unterstützt wird: Mit Symposien, Konzerten und Vermittlungsveranstaltungen wird Benedikt Anton Aufschnaiter, so die Hoffnung der Initiator:innen, gewissermaßen nach Kitzbühel heimkehren und hier den Stellenwert erlangen, der ihm aufgrund seiner Bedeutung für die internationale Musikgeschichte zusteht.